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Was mache ich heute?
Mai 2009
Che farò senza Euridice, che farò senza il mio ben', dove andrò...
"Was ist die Antwort – Was ist die Frage?" = Gertrude Stein. Sie sagte auch: "The business of life is to make a solitude which is not loneliness."
Was ist die Antwort? Das mot juste, die einzige Wahrheit, die geschlossenen Systeme und Welterklärungen, die nichts auslassen, die darauf bestehen Recht zu haben, ohne Achtung vor den Menschen? Die Ismen und Camps oder Absurdistans.
Ja und Nein können Fragmente sein, Komplementärfarben, sind zu probieren, zu assoziieren, sind Annäherungen an eine abstrahierte Wirklichkeit. Sprache und Traditionen, geschlossene Formen sind Verlockungen; Assoziationen zeigen die Annäherung an die Welt und die Unvollkommenheit des Gesagten, das Einswerden gibt es nicht, auch nicht als Ziel. Die Lust - der Wahrheit sich zu nähern, zählt mehr als die Wahrheit zu erfinden und als wahr auszugeben. Die wahre Wahrheit, das geschlossene System der Welterklärungen ist ein Unglück, denn wer soll ihnen gerecht werden und wer sie aushalten? So bliebe Gewissenhaftigkeit im Umgang mit der Sprache und dem Leben und der Kunst, um zu begreifen – in der Kunst – wie weit eine Künstlerin, ein Schriftsteller über die Kunst der Zeit hinausgegangen ist, was an neuen Ideen und Formen gefunden wurden. Diese Entwicklung herauszuarbeiten, weil ja nicht alles zu allen Zeiten möglich ist, weil es Überschneidungen gibt und retardierende Augenblicke: "Man kann erst dichten, nachdem man buchstabieren gelernt hat", sagt Wilhelm Pinder in seinem Buch "Das Problem der Generationen." Überschwang und Subjektivismus kann den Blick verstellen.
Was ist die Antwort und was die Frage? Hans Sahl schreibt in den Memoiren eines Moralisten: "Ich kam zum Schreiben, weil ich mich der Illusion hingab, dass schreibende Menschen der Wahrheit näher sind. Manche sind es auch, wenn sie schreiben, aber Kunst und Charakter spielen sich auf sehr verschiedenen Ebenen ab. Wo sie sich decken wie zum Beispiel bei van Gogh oder Kafka oder Simone Weil, spricht man von einem seltenen Glücksfall in der Geschichte der menschlichen Bewusstseinsbildung." Die meisten brauchen Wärme, Zuwendungen, Geld, um Farbe zu bekennen. Die Eitelkeit, die Wichtigkeit – ein großes Problem.
Ein Mörder baute immer Schneemänner, wenn er mordet, damit er gesehen wird, obwohl doch viele schon mit den Leichen beschäftigt sind, den toten Körpern, jeder auf eine andere Art zu Tode gebracht. So eitel ist er, dass er auch noch zu jedem Mord Schneemänner baut, in denen er Handys versteckt, sie mit den Schals seiner Opfer schmückt oder mit einem abgetrennten Kopf. Das las ich.
Dieser Satz wurde mir heute geschenkt: Immer schön klein und hässlich bleiben, sagte der Kaufmannsvater zu seiner Tochter. Sie gehorchte und heiratete einen Mann, der zu ihr sagte: Immer schön klein und hässlich bleiben. Sie tat es und erledigte unsichtbar die Buchhaltung, die Terminplanung, den Wareneinkauf des nicht kleinen Betriebes, den der Mann groß und eitel führte. Es war der Betrieb des Vaters, den der Mann erheiratet hatte. Klein und hässlich wurde die Frau, erst dann - in der Trauer um sich - brach sie auf.
Und diese Geschichte könnte ich schreiben (die Idee ist nicht von mir): In einem Geschäft, das Klaviere und Flügel vertreibt, liegen abgetrennte Finger auf den Tasten. Mittelfinger, kleine Finger, Daumen. Nicht leicht herauszufinden, wie viele Hände sich da auf den Klavieren verteilen, wie vielen Menschen Finger fehlen. In der richtigen Reihenfolge die Tasten geordnet und gelesen, ergeben die Noten den Text einer Frage.
Und was wünsche ich mir? Der Erzählband, der im Herbst erscheint, wird den Titel haben: Das Gewicht der Seele. Das hatte ich mir gewünscht. Zwölf Gramm wiegt die Seele.
Und was tue ich heute? Heute und noch drei Wochen auf einem Bein herumgehen, so ist das nach der OP.
Jay