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Was mache ich heute?
Juni 2011
Che farò senza Euridice, che farò senza il mio ben', dove andrò...
So souverän spielt niemand auf Risiko. Kein Pianist sonst, keine Pianistin. Außer Martha Argerich. 70 wird sie. Wetten, du kannst nicht Klavier spielen, ärgerte im Kindergarten ein Junge die kleine Martha. Die klappte den Deckel des Klaviers auf und spielte auswendig ein Wiegenlied nach, das den Kindern vorgesungen worden war. Martha kann Klavier spielen. Da sind 88 schwarze und weiße Tasten. Das Wunderkind macht Weltkarriere, dafür sorgt die Mutter, der Vater glaubt an ihr Genie. Martha wird Schülerin von Friedrich Gulda, gewinnt mit 24 den Chopin-Wettbewerb in Warschau. Kaum jemand verfügt, gebietet über so ein großes Klangfarbenspektrum, so reichhaltige dynamische Nuancen: lässig, brillant, exzentrisch und berührend, abgründig und traumverloren, souverän spielt sie auf Risiko und nur Martha Argerich kann das. Sie lebt in Brüssel, spielt viel mit jungen Kammermusikern, mit alten Freunden wie Gideon Kremer und dem Cellisten Mischa Maisky. Zum 70. Geburtstag erschienen ist die erste autorisierte Biografie: Martha Argerich – die Löwin am Klavier.
Im Winter 1944/45 lässt die SS alle Konzentrationslager evakuieren, die alliierten Truppen in die Hände zu fallen drohen. „Die Todesmärsche 1944/45“ sind das letzte Kapitel des Nationalsozialistischen Massenmords. Daniel Blatman hat über zehn Jahre geforscht. Dieses Morden findet nicht irgendwo und im fernen Osten statt, sondern auf deutschen Straßen und Feldern, in deutschen Kirchen und Scheunen. Und die Opfer sind nicht nur Juden, sondern Zwangsarbeiter aller Nationalitäten, politische Häftlinge, Kriegsgefangene. Die Täter, die Mörder stammen nicht nur aus den Reihen der SS, Polizei und Wehrmacht, nein, es beteiligten sich freiwillig Zivilisten an Massakern und der erbarmungslosen Jagd auf flüchtende „Volksfeinde“.
Im ganzen Gebiet des „Dritten Reiches“ gab es unzählige Konzentrationslagern, und abertausende von Nebenlagern, Außenstellen, allein in Leipzig über dreihundert. 1944/55 wurden ohne Gnade und Menschlichkeit Kranke, Schwache in den Lagern ermordet, verhungert. Alle anderen Häftlinge wurden ins Reichsgebiet getrieben und im Reichsgebiet herumgejagt in endlosen Kolonnen, wurden von Lager zu Lager verbracht, von Auschwitz nach Groß Rosen, nach Bergen Belsen, Ravensbrück, Buchenwald, Mauthausen, von dort nach Dachau, weiter nach Sachsenhausen - und niemand konnte diese Kolonnen ausgemergelter Häftlinge übersehen. Niemand. Und es gab viele Massaker, das von Gardelegen, von Palmnicken, viele Namen, viele Mörder.
„Die Todesmärsche“ von Daniel Blatmann verändern das Verständnis der Vergangenheit und der deutschen Zivilgesellschaft. Und das leistet auch „Soldaten – Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben“ von Sönke Neitzel und Harald Welzer: eine erschreckende Innenansicht des Zweiten Weltkrieges.
Was wünsche ich mir? Dass ich die Renovierung des ganzen Hauses hier überstehe und damit im August dann ein Ende ist.
Was tue ich heute: Zu wenig an dem neuen Gedichtband schreiben, den Umbau organisieren, Dreck weg putzen.
Und: Wenn Gestern und Morgen Heute ist, das fühlt sich gut an. Schrieb ich schon. Schreibe ich jetzt zum dritten Mal. Ich staune darüber, dass das geht.
Also: Heute früh gab es Schüttregen, der Rosenblätter abschlug. Kühler ist es geworden und also sind die Enten draußen wieder glücklicher. Und schön war es in Le Pouget.
Jay