J. Monika Walther
J. Monika Walther, geboren 1945 in Leipzig, stammt aus einer jüdisch-protestantischen Familie, aufgewachsen in Leipzig und Berlin – und kreuz und quer in der ganzen Westrepublik: in Friedrichshafen am Bodensee, mit Blick auf den Säntis, Hamburg, Gernsbach im Schwarzwald (da lernte sie das Buchhalten von Tante Hannah), Boulogne-sur-Mer, Tübingen und Heilbronn. Sie studierte in Münster und Berlin. Seit 1966 lebt J. Monika Walther im Münsterland und den Niederlanden/Fryslân. Als Schriftstellerin: arbeitet sie seit 1976: Lyrik, Prosa, Hörspiel. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Sie ist eine "der bekanntesten deutschsprachigen Hörspielautorinnen": Fluchtlinien, Ankunft in Hollywood, Genossin Namenlos, Ein Fest für Lissabon, Goldbroiler, Katzenschiessen, Schafszorn u.a. Erschienen sind zahlreiche Prosabände (u.a. Das Gewicht der Seele, 2009; Verlorene Träume - Geschichten nach dem Hochzeitslied. 1978 und Dtv München 1984) sowie Romane (Goldbroiler oder die Beschreibung einer Schlacht, Himmel und Erde, Der Mann ohne Hände), und Lyrikbände: In der Traumwäscherei ist Arbeit. Gedichte. 1990. Zuletzt 2022: Nachtzüge – Gedichte und gefundene Zettel.
Michèle Minelli:
„Von der Fähigkeit, mit Widersprüchlichkeiten umzugehen«: J. Monika Walther hat eine phantastische Art, in einzelnen Strichen ein ganzes Innenleben zu charakterisieren. Es ist schon erstaunlich, mit wie wenigen Worten die Schriftstellerin ihre Zeichen setzt und wir wissen: aha, so einer ist das also. Oder so eine.
J. Monika Walther fächert das Leben ihrer Protagonisten immer wieder neu auf, lässt Tiefe und Tiefen erkennen, ob denen einem schwindlig wird. …Mit dem Lesebuch Das Gewicht der Seele ist der deutschen Schriftstellerin J. Monika Walther das große Kunststück gelungen, Panorama- und Lupenblick zugleich zu bieten. Vielleicht auch, weil sie selber gelernt hat, mit eigenen Widersprüchlichkeiten umzugehen. …. Die Melodie der Erzählungen in diesem Band ist eine getragene Melancholie, unterbrochen von der erschreckenden Genauigkeit des Hinsehens und -Spürens, umrahmt und harmonisiert von der gebrochenen, aber zutiefst spürbaren Liebe der Erzählerin zu ihren Figuren, vielleicht sogar zu den Urgründen menschlichen Lebens. Da ist eine, die genau hinsieht. Eine, die die Intrigen des Lebens, geboren aus materiellem Elend und Sinnsuche erkennt und sie punktgenau beschreibt ohne zu werten. Das zu lesen tut mitunter weh, ist aushaltbar nur durch die stille Hinnahme, Annahme. …“
Sylvia Tornau:
„…. J. Monika Walthers Gedichte sind eine Einladung zu Wachsamkeit, zu Liebe, zum reisenden Blick auf Ge-wohntes, Eigenes, Fremdes. Sie sind eine Einladung. Beim Lesen bin ich plötzlich zu Hause im Unbehausten, lehne mich zurück und fühle. Was war, was ist, was mag noch kommen. Da ist nichts Geradliniges, weder im weiß, grau, schwarz und schon gar nicht im bunt. Das ist nichts Einfaches. »Eines überlagert das Andere und das wird wieder überlagert von etwas Neuem, aus dem Alten geboren. Geradlinig ist bei dieser Autorin nur der Schmerz, der alte und der neue und der geht Hand in Hand mit gelebter Lebenswachheit. Mit ihren Gedichten klopft die Autorin ans Eingemachte und weckt damit die schlafende Neugier und die verborgene Leidenschaft fürs Sein.“
Anne Dessau über das Hörbuch Thomas Mann. Ein Leben
„… Eindrucksvoll wird die Beziehung der Brüder Hein-rich und Thomas erzählt. Anfangs einander nah, gehen sie auf Distanz, verlieren sich in völliger Abneigung. Ihre tragische persönliche Geschichte ist auch ein Stück Zeitgeschichte. Eine vielseitige Scheibe.“
Arnold Maxwill über Windblüten Maschendraht
„…. Poetische Sichtung und Besichtigung innerer und äußerer Landschaften. Nicht Kartierung und Verzeichnung eines konkreten Gebiets. Und weshalb? Weil »ich weiß nicht wo wir sind«, so schließt die lyrische Stimme. Aber diese Stimme hat keinen panischen, hektischen Klang; sie agiert mit einer wohltuenden Gelassenheit. Das Auge und die übrigen Sinne (ebenso die Erinnerung) vertrauen, aufmerksam und träumerisch wach, dem »Kompass der Dinge«, welcher durch die Wort- und Geschichtslandschaften zu lenken (und abzulenken) weiß. … Den besonderen ästhetischen Reiz finden diese Gedichte letztlich in der zeilen- dramaturgisch gekonnt inszenierten Verwebung von innerer und äußerer Landschaft. Das lyrische Auge bringt in den Moment der Beobachtung, der sogleich auch ein Moment der Erinnerung wird, verschiedene Ebenen der (individuellen) Ge-schichte(n) ein und fixiert so Zeit und Raum für die Dauer eines Gedankens, einer visuellen oder emotionalen Erkenntnis: »Die Sekunde steht.« In den Augen-Blick schleicht sich das Nicht-Gegenwärtige ein – das sich nicht vollständig ins Vergangene zurückdrängen lassen will und darf …“